Michael, als Business Development Manager bei Porsche in der Schweiz begegnet dir das Thema Nachhaltigkeit täglich – was bedeutet Nachhaltigkeit für dich und was kann man sich unter deiner Tätigkeit vorstellen?
Michael Dobrath: Nachhaltigkeit ist ein Thema, das mich schon lange begleitet, sowohl privat als auch beruflich. Ich verbringe viel Zeit in der Natur beim Wandern und möchte, dass zukünftige Generationen diese ebenfalls genießen können. Dieses Interesse zieht sich durch meine berufliche Laufbahn – von meinem Studienschwerpunkt bis zu meiner aktuellen Position im Business Development bei der Porsche Schweiz AG. Nachhaltigkeit bedeutet für mich, bewusst und verantwortungsvoll zu handeln und mein Handeln ständig zu hinterfragen, und zwar in allen Bereichen: ökologisch, sozial und ökonomisch. Dieses ganzheitliche Verständnis spielt auch bei Porsche eine große Rolle, denn Nachhaltigkeit bedeutet nicht nur Umweltschutz, sondern auch eine langfristige wirtschaftliche Ausrichtung. In meiner Rolle arbeite ich daran, die Unternehmensstrategie von Porsche auf den Schweizer Markt zu übertragen und dabei Geschäftsmodelle weiterzuentwickeln sowie lokale Projekte auszurollen – stets mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit.
Wie kann man sich den Schweizer Markt von Porsche vorstellen und welche Nachhaltigkeitsthemen beschäftigen euch dort?
Dobrath: Als Porsche Schweiz AG sind wir eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Porsche AG und betreuen ein Händlernetz bestehend aus 14 Porsche-Zentren, einem Porsche-Studio sowie fünf Porsche-Service-Zentren. An unserem Hauptsitz in Rotkreuz arbeiten rund 60 Mitarbeitende. Mit einem Absatzrekord von 4.397 ausgelieferten Fahrzeugen an Kunden in der Schweiz im Jahr 2023 sind wir ein wichtiger Markt von Porsche in Europa – und beschäftigen uns auch in mehreren Bereichen mit Nachhaltigkeit: Von der Logistik der Fahrzeuge über den Betrieb unseres Hauptsitzes bis hin zu den Porsche-Zentren. Dabei steht sowohl die strategische Ausrichtung als auch die Umsetzung lokaler Maßnahmen im Fokus. Hierbei orientieren wir uns ebenfalls an der Nachhaltigkeitsstrategie von Porsche. Durch die individuelle Marktsteuerung können wir vor Ort Einfluss nehmen und gleichzeitig Synergieeffekte nutzen, die sich durch den nahen Austausch mit dem Firmenhauptsitz in Stuttgart-Zuffenhausen ergeben. In diesem Zuge haben wir Maßnahmen abgeleitet, die auf die Porsche-Nachhaltigkeitsstrategie einzahlen und gleichzeitig die nachhaltige Entwicklung unseres Marktes fördern sollen. Dazu zählt zum Beispiel die ökologische Optimierung unserer Standorte oder das Stärken unseres sozialen Engagements in der Schweiz.
Werfen wir einen genaueren Blick auf das Händlernetz und die Standorte der Porsche Schweiz AG – an welchen Themen arbeitet ihr aktuell, um diese umweltfreundlicher zu gestalten?
Dobrath: Um unseren ökologischen Fußabdruck sukzessive zu verringern, haben wir unsere Energieversorgung überprüft, um den Verbrauch schrittweise zu senken und auf regenerative Quellen umzusteigen. Dazu haben wir ein Energie-Management-System eingeführt, das unseren Verbrauch überwacht und energieintensive Bereiche identifiziert, um gezielte Reduktionsmaßnahmen umzusetzen zu können. Diese zeigen sich beispielsweise an unserem Hauptsitz in Rotkreuz. Den Standort versorgen und betreiben wir seit 2022 vollständig mit regenerativer Energie – einen Beitrag dazu leisten wir zunehmend durch Eigenstromproduktion. Derzeit statten wir unsere Gebäude in Rotkreuz mit Photovoltaikanlagen aus, die nach vollständiger Inbetriebnahme im Jahr 2025 bis zu 30 Prozent unseres Strombedarfs decken können. Zudem konnten wir unseren Energieverbrauch durch Optimierungen in der Wärme- und Kälteversorgung gegenüber dem Jahr 2021 um etwa 20 Prozent senken. Eine weitere Maßnahme setzen wir aktuell in einem unserer Porsche-Zentren um: Dort sollen Lackierungen in einer sogenannten Infrarotbrennkabine getätigt werden, die uns im Vergleich zu herkömmlichen Brennkabinen einen Betrieb mit reduzierten CO₂-Emissionen ermöglicht.
Welche Nachhaltigkeitsaktivitäten verfolgt ihr im Bereich Logistik?
Dobrath: Seit Ende 2023 transportieren wir unsere Fahrzeuge inner- und außerhalb der Schweiz mit vollelektrischen Lkw. In Zusammenarbeit mit einem Schweizer Transportunternehmen führen wir die Transporte von Neuwagen ab dem Stammwerk in Stuttgart-Zuffenhausen nun emissionsärmer durch. Alle für den Schweizer Markt produzierten Modelle wie der 911, 718 und Taycan werden seitdem elektrisch zu unseren 14 Porsche-Handelsbetrieben transportiert. So konnten wir im vergangenen Jahr gegenüber Lkw-Fahrten mit Verbrennungsmotor etwa 267 Tonnen CO₂ einsparen, was rund 100 Hin- und Rückflügen von Frankfurt nach New York entspricht.
Du hast eben bereits die 14 Porsche-Zentren in der Schweiz angesprochen. Wie bindet ihr diese aktiv in eure Nachhaltigkeitsthemen mit ein?
Dobrath: Unser Händlernetz in der Schweiz hat seine Nachhaltigkeitsaktivitäten in den letzten Jahren weiter ausgebaut: Zwölf der 14 Porsche-Zentren werden durch regenerative Energien versorgt und mehr als ein Drittel hat ein Energie-Management-System installiert. Weiter nutzen knapp zwei Drittel von ihnen ein innovatives Heizungssystem mit erneuerbaren Energien. Innerhalb eines Jahres konnten wir den Anteil an installierten Photovoltaikanlagen zudem von 40 Prozent auf etwa 73 Prozent steigern. Auf diesem Erfolg möchten wir aufbauen. Dafür führen wir in unseren Schweizer Porsche-Zentren jährlich eine Status-Quo-Analyse durch, um mögliche Verbesserungspotenziale zu identifizieren und dadurch konkrete Maßnahmen abzuleiten zu können. Letztere bilden dann einen festen Bestandteil im Geschäftsentwicklungsplan der einzelnen Porsche-Zentren.
Neben den ökologischen Themen beschäftigt ihr euch auch mit dem sozialen Aspekt: Wie engagiert ihr euch im gesellschaftlichen Bereich?
Dobrath: Uns ist es sehr wichtig, auch in der Schweiz als ein Partner der Gesellschaft zu agieren – und passend zur Unternehmensphilosophie von Porsche Träume zu erfüllen. Seit 2022 arbeiten wir mit «Procap» zusammen, der größten Schweizer Selbsthilfeorganisation von und für Menschen mit Behinderung. Unser gemeinsames Ziel ist dabei: Inklusion durch Mobilität und die Stärkung des gesellschaftlichen Miteinanders. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, auch Menschen mit einer Geh- oder Sehbehinderung das in der Schweiz beliebte Hobby Wandern zu ermöglichen. Hierzu haben wir im Rahmen der Initiative „Join the Porsche Ride“ barrierefreie Wanderwege geschaffen als auch einen sogenannten Trecking Rollstuhl in Zusammenarbeit mit unserem Ausbildungszentrum in Stuttgart-Zuffenhausen optimiert. Auch unsere Mitarbeiter unterstützen die Initiative, zum Beispiel beim Begleiten von Wandertouren. Im Mai 2024 war ich selbst vor Ort, als wir die erste Audioguide-Wanderung der Schweiz am Züricher Hausberg, dem Uetliberg, durchgeführt haben. Das war ein besonderes Erlebnis für mich, denn es hat mir geholfen, meine Umwelt und Umgebung anders wahrzunehmen – darauf werde ich definitiv bei meinen nächsten Wanderungen achten.
Werfen wir einen Blick in die Zukunft: Was würdest du dir generell für die Zukunft wünschen?
Dobrath: Ich wünsche mir in der Gesellschaft ein noch stärkeres Bewusstsein für mehr Nachhaltigkeit, denn sie ist eine Chance für positive Veränderungen – in allen Bereichen. Bei Porsche ist es mir wichtig, den Pioniergeist zu bewahren und weiterhin mit Innovationskraft neue Lösungen zu finden, um unser Unternehmen nachhaltig zu verbessern und unserer Verantwortung weiter gerecht zu werden. Als Porsche Schweiz sind wir bereits in ausgewählten Projekten von Porsche von Anfang an eingebunden, was uns ermöglicht, bereits in der Konzeptphase wertvolle Markteinblicke einzubringen. Dieser proaktive Austausch ist für uns von großer Bedeutung. Ich bin überzeugt, dass in allen Herausforderungen auch Chancen liegen, die wir gemeinsam als Unternehmen nutzen sollten. Ein enger Austausch über Abteilungs- und Landesgrenzen hinweg ist dabei entscheidend, um zielführende Lösungen zu entwickeln und die Zukunft möglichst nachhaltig zu gestalten.
Info
In der Interviewreihe „Perspektive Nachhaltigkeit“ erzählen Porsche-Mitarbeiter von ihren fachspezifischen Themengebieten. Das Interview mit Michael Dobrath ist Teil 14 der Serie.